Das kleine Rotkehlchen hier kennen wahrscheinlich alle, die in diesen Tagen mal auf der Lutterothstraße am Stephanusgarten vorbeispazieren. Der kleine Kerl singt mit erstaunlicher Lautstärke und Ausdauer.
Wo er wohnt – bzw. wo er und sein Weibchen genau sein Nest haben, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass Rotkehlchen Nischen oder halboffene Höhlen bevorzugen. In einen klassischen Nistkasten mit einem runden Einflugloch gehen sie eher nicht. Den lassen sie gern den Meisen.
Die meisten unserer Stadtvögel brüten in Bäumen und Büschen, einige auch in Nischen und Ritzen von Gebäuden. Manche bauen ein Nest in den Zweigen, wie z. B. die Amseln oder die Krähen, deren riesige Nester man leicht hoch oben in den Bäumen sehen kann. Andere verstecken sich gern. Die Höhlenbrüter nutzen gern natürliche Hohlräume, die z. B. da entstehen, wo ein morscher Ast aus einem Baum gebrochen ist, oder wo zwischen Ziegeln und Dachbalken ein Zwischenraum klafft.
Da wir Menschen es gern ordentlich haben, stopfen wir jede Lücke und jedes Loch zu – und schon gibt es nicht mehr genug Nistplätze für unsere gefiederten Freunde. Die Bäume in der Stadt sind zu unserer Sicherheit gut gepflegt. Kleine Höhlen oder gar hohle Stämme sieht man nur noch selten. An Gebäuden ist es die moderne Wärmesanierung, die Lebensräume vernichtet. Und da Vögel auch Dreck machen, werden selten Nisthilfen an Gebäuden vorgesehen.
Im Stephanusgarten haben wir Platz, und wir haben verschiedene Nisthilfen angebracht.
Nistkastentypen im Stephanusgarten
Halbhöhlen
In halboffenen Höhlen brüten das bereits eingangs erwähnte Rotkehlchen, aber auch der Zaunkönig. Bachstelzen und Grauschnäpper auch, aber die habe ich hier bei uns noch nie gesehen. Eigentlich sollten die Halbhöhlen nicht so hoch oben hängen, aber hier in der Stadt sind viele Menschen, und manche davon kommen auf dumme Ideen, daher haben wir es mal etwas höher versucht. Wir werden beobachten, ob sie dennoch genutzt werden.
Halbhöhle aus einem Birkenstamm
Halbhöhle aus Resten von Balkondielen
Höhlen
Der klassische Vertreter der Höhlenkästen ist der Meisenkasten. Aber auch andere Vögel nutzen diese Art mit recht engem Einflugloch gern, weil sie dort relativ gut geschützt vor Katzen oder Mardern brüten können. Welcher Vogel welches Häuschen nutzt, hängt von der Größe des Kastens, insbesondere aber vom Durchmesser des Einfluglochs ab. Blaumeisen sind deutlich kleiner als Kohlmeisen, beide Arten sieht man im Stephanusgarten. Spatzen würden auch in die Kohlmeisenkästen einziehen. Für einen Star müsste das Einflugloch 45 mm Durchmesser haben und der ganze Kasten wäre tatsächlich in etwa so groß wie die Blitzkästen, die der Volksmund auch Starenkästen getauft hat.
klassischer Meisenkasten mit mittelgroßem Einflugloch und Sitzstange
Mit Satteldach und 28 mm Einflugloch für kleine Meisenarten
Meisenkasten im Nissenhütten-Format. Ja, wird genutzt.
Der Kasten aus dem Titelbild mit der Blaumeise. Funktioniert auch ohne Sitzstange seit Jahren bestens
„Sondermodelle“
Der letzte Kasten, den ich vorstellen möchte, ist ein Sondermodell, das ich eigentlich für Baumläufer gebaut habe.
Baumläufer sind lustige kleine Vögel, die hektisch den Stamm der Bäume hinauflaufen, dabei in der Rinde nach Insekten absuchen. Abwärts klettern können sie übrigens nicht, das können nur die Kleiber. Zumindest bis zum vorletzten Jahr hatten wir Baumläufer im Bereich des Stephanusgartens.
Sie nehmen angeblich normale Kästen nicht an, sie brauchen einen Eingang direkt am Stamm. Daher hat dieser besondere Kasten eine Vorderfläche ohne Öffnung und eine Aussparung an der Rückseite.
Der Eingang ist recht schmal geplant. Zu schmal offensichtlich für den Bewohner, der letztes Jahr eingezogen ist. Wenn man genau auf das Bild links schaut, erkennt man, dass der Eingang erweitert wurde, man sieht lose Fasern und deutlich helles Holz. Ich denke, das war kein Baumläufer. Ich tippe auf ein kleines Säugetier, Eichhörnchen vielleicht oder ein kleiner Marder. Wenn jemand mal sieht, wer da ein und aus geht, lasst es mich wissen, ich bin echt neugierig.
Links
Die Umweltschutzverbände NABU und B.U.N.D. bieten gute Bauanleitungen für Nistkästen zum Download an, falls es jetzt juckt. Es gibt auch viele Tipps und Informationen. Auch den, dass man Nistkästen nicht zu dicht beieinander aufhängen sollte. Die Vögel bilden Reviere und kommen sich sonst zu sehr ins Gehege. Ich fürchte daher, wir werden es erst mal bei der Anzahl im Stephanusgarten belassen müssen – obwohl, eine Idee hätte ich noch. Mal sehen …
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